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Abschlussbericht des Kirchenkreises Hameln-Pyrmont

Nachricht 11. Mai 2010

über das Projekt „Paule macht Schule“

Das Projekt „Paule macht Schule“ war ein Anti-Gewalt-Projekt, dessen Schwerpunkt in der Arbeit mit Schulklassen lag. Die Deeskalations- und Klassensozialtrainings wurden ab Klassenstufe zwei für alle Schulen innerhalb des Kirchenkreises Hameln-Pyrmont angeboten.
Bis Mitte 2008 wurde das Projekt von der Dipl.-Pädagogin Silvia Büthe geleitet, danach übernahm Esther Rupnow, Dipl.-Sozialpädagogin bis zum Projektende Januar 2010 die Leitung.
Direkt mit Projektbeginn konnten Lehrkräfte das Trainingsangebot buchen. Für diese Trainings waren im Durchschnitt zwei Schultage pro Woche vorgesehen. Insgesamt wurden in dieser Zeit ca. 110 Trainings
durchgeführt.

Viele dieser Trainings fanden in der Handelslehranstalt statt. Diese Schule hat mittlerweile den Standard eingeführt, dass die neu beginnenden 11. Klassen ein zweitägiges Training durchlaufen. Am ersten Tag ging es darum, dass sich die Klassen neu zusammenfinden. Der Schwerpunkt lag auf Kooperation und dem Umgang miteinander. So wurde den Schülern Raum gegeben, sich intensiver kennen zu lernen, als es im normalen Schulalltag möglich ist. Viele Konflikte können durch ein solches Training im Vorfeld vermieden werden.
Am zweiten Tag ging es um eine Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt. Es wurden Gewaltdefinitionen mit den Klasse erarbeitet und die eigene Aggressionsbereitschaft erkannt und reflektiert. Auch das Thema Vertrauen wurde hier mit einigen Übungen vertieft.
Einen anderen Schwerpunkt bildete die Arbeit an Grundschulen. Hier standen Kooperation, Stärkung und Selbstbehauptung für die Kinder auf dem Programm. Diese Trainings waren eher spielerisch angelegt und weniger von Diskussionen geprägt als an den weiterführenden Schulen.

Über die Schulen hinaus war Paule an unterschiedlichsten anderen Einsatzorten aktiv. Trainings auf Gruppenleiterkursen der Stadt, wie auch der Evangelischen Jugend gaben den angehenden Gruppenleitern einen Einblick in die Wichtigkeit der Arbeit. Ebenso war es ein fester Bestandteil des Projektes einmal im Jahr mit Studenten der Fachhochschule Hannover zu arbeiten.
Außerhalb der Trainings begleitet das Projekt die Arbeit des Evangelischen Jugenddienstes, wie zum Beispiel das Landesjugendcamp in Verden oder das Camp des Sprengels Hildesheim-Göttingen. Es ist wichtig den Kontakt zu den Jugendlichen, die in der Evangelischen Jugend aktiv sind kontinuierlich zu stärken, da dies die Jugendlichen sind, die mir ehrenamtlich in meiner Arbeit zur Hand gehen können, wenn z.B. Veranstaltungen am Wochenende stattfinden o.ä.. Der Arbeitsplatz im Evangelischen Jugenddienst ist neben den ehrenamtlichen Mitarbeiter eine wichtige Ressource, die man zur Projektarbeit dazu zählen muss. Dadurch, dass die MitarbeiterInnen bei zahlreichen Aktionen der Evangelischen Jugend präsent waren, waren sie auch in der Öffentlichkeit, bei potentiellen Abnehmern des Trainings und bei Jugendveranstaltungen im Blickfeld. Von ihm losgelöst hätte das Projekt keine so große Resonanz erlebt. Ich glaube, dass dieses auch ein wesentlicher Punkt ist, auf den man bei ähnlich gestalteten Projekten achten sollte.

Die Hoffnung, dass aus dem Paule-Angebot in den Klassen ein Interesse an Jugendarbeit entsteht, hat sich leider nur in Ansätzen gezeigt. Viel zu sehr verkopft im schulischen Denken, sehen die Schülerinnen die Zeit des Trainings als eine gelungene Abwechslung zum Schulalltag, aber nicht als Möglichkeit weitere Angebote der Evangelischen Jugend aktiv zu nutzen. Als positive Resonanz haben jedoch viele Eltern, die Projektleiterinnen als verlässlicher Ansprechpartner im Evangelischen Jugenddienst genutzt, um selbst Beratungsangebote zu finden oder um ihre Kinder in den Freizeiten der Evangelischen Jugend mitzuschicken.

Zum Anderen ist es natürlich ernüchternd für die Arbeit, dass Projekte, wie das Paule-Projekt, die eine hohe Reputation haben, zwangsweise nach drei Jahren auslaufen. Die Fördermöglichkeiten beziehen sich auf innovative neue Projekte und die Kirchenkreise oder Gemeinden können ohne finanzielle Unterstützung kein gutes Vorhaben als Träger weiterfinanzieren.

Gerade durch Paule ist dem Jugenddienst kontinuierlich bewusst geworden, dass Evangelische Jugendarbeit über die bewährten Arbeitsformen hinaus neue Wege gehen muss, um mehr und andere Jugendliche als bisher zu erreichen. Gerade der Aufbau einer schulnahen Jugendarbeit bietet sich in besonderer Weise an. Zudem bieten Jugendarbeit und Schule einander – besonders durch die vorhandenen Reibungsflächen im unterschiedlichen Bildungsverständnis und in der Organisationsstruktur – einen hohen Anreiz für eine positive wechselseitige Entwicklung.
Gestützt durch Projektideen von „Paule macht Schule“ ist es uns gelungen ein neues Projekt mit dem Titel „Kennzeichen: Bunt!“ im April 2010 ins Leben zu rufen. Bis 2013 wird der Sozialpädagoge Marc Telgheder somit die Arbeit an Schulen weiterführen und die bisherigen Angebote durch gezielte Trainingseinheiten gegen Rechtsradikalismus und Diskriminierung durchführen.

Silvia Büthe